Ein neues Dach für die Workshop- und Produktionsstätte

Endlich können wir in Ghana auch während der Regenzeit Arbeit und Workshops anbieten.
3. Mai 2022 | Ayensudo/Ghana

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Im April konnten wir endlich ein sechs Monate lang andauerndes Projekt abschließen: die Erweiterung des Unterstandes, unter dem wir die nachhaltigen Ziegelsteine produzieren und Workshops und Seminare veranstalten.

Ursprünglich war unser Unterstand lediglich 27 Quadratmeter klein. Nach der Erweiterung sind nun etwa 120 Quadratmeter überdacht. Dadurch sind wir endlich vor den starken Regenfällen in der Regenzeit geschützt. Aber erzählen wir mal von Anfang an.

Der Beginn

Ein neues Dach für die Workshop- und Produktionsstätte

Die ersten Bauarbeiten auf unserem Organisationsgrundstück begannen bereits im Jahr 2019. Damals bauten die Gründungsmitglieder in Ghana, Emmanuel Dadzie, Emmanuel Bentil und David Bittner, in Eigenarbeit einen kleinen Unterstand auf, um darunter die Arbeit von Nachhaltiges Bauen in Ghana e. V. und Sustainable Building Foundation Ghana zu beginnen. Ein einfacher Schutz vor Sonne und Regen war damals das Hauptziel.

Mit der Zeit wuchsen aber die Anforderungen. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder kleinere Bauvorhaben umgesetzt, um den Unterstand und das Grundstück zu verbessern. Infrastruktur zum Herstellen und Lagern der nachhaltigen Ziegelsteine, eine Solaranlage, feste Bodenplatten, ein Fundament für einen Raum zum Lagern von Materialien und Anschauungsmaterial für unsere Bildungsarbeit wurden gebaut.

Die Regenzeit als größte Herausforderung

Doch ein großes Problem bestand von Anfang an: Während der Unterstand ausreichend Schutz vor normalen Regenfällen bot, konnten wir während der Regenzeiten (April bis Juli + September bis November) keine Aktivitäten durchführen. Die starken Unwetter mit viel Wind und starkem Regen durchnässten alles, was sich unter dem Unterstand befand.

Somit wurden auch die Maschinen, die wir zur Ziegelherstellung verwenden, regelmäßig nass und rosteten nach und nach immer weiter. So planten wir ab Frühjahr 2021 die Umgestaltung und Erweiterung des Unterstands. Um Kosten zu sparen, sollten wieder viele Arbeitsschritte in Eigenarbeit durchgeführt werden. So warteten wir mit dem Baubeginn bis Oktober 2021, als David Bittner wieder bis April 2022 in Ghana war.

Der Neubau der Dachkonstruktion

Ende Oktober 2021 begannen also die Bauarbeiten für das neue Dach. Für die Konstruktion wurde der Einsatz von möglichst viel Holz geplant, um weitgehend auf Beton verzichten zu können. Bei der Wahl des Holzes achteten wir zudem auf eine zertifizierte Herkunft des Holzes. Zudem wählten wir ein besonders hartes und langlebiges Holz für die Stützen aus, damit Termiten davon abgehalten werden, das Holz zu zerstören.

Bevor es mit dem Aufbau der Holzkonstruktion losgehen konnte, wurden aber erst einmal der Untergrund und die Gründung des Daches vorbereitet und hergestellt. Dazu ließen wir bei einem Schweißer acht Pfostenanker nach Maß herstellen, die anschließend in Punktfundamente einbetoniert wurden.

Ein neues Dach für die Workshop- und Produktionsstätte

In diese Pfostenanker wurden später die Holzstützen eingespannt, auf die wiederum die Konstruktion aus Balken, Sparren und Lattung aufgebaut wurde.

Während des Baus der Holzkonstruktion haben wir noch die drei Jahre alten Betonstützen des alten Unterstands erhöht und auf ein Level gebracht. Außerdem mauerten wir aus unseren eigenen Ziegelsteinen zu den Seiten hin zwei Wände, um den Unterstand vor seitlichem Regen zu schützen.

Zwischenzeitlich mussten wir drei Wochen ohne Sonnenschutz arbeiten, da wir das alte Dach Ende Februar abrissen, um Platz für die neue Konstruktion zu schaffen. Diese Zeit war für alle an der Arbeit Beteiligten besonders anstrengend, da die Sonne vor allem zwischen 11 und 15 Uhr hoch im Zenit steht.

Eisen-Aluminium-Zink-Dachpfannen anstatt Asbest

Ein neues Dach für die Workshop- und Produktionsstätte

Das Dach wurde letztendlich von einer Fachfirma nach Maß hergestellt und auf die Holzkonstruktion geschraubt. Üblicherweise wäre ein Dach dieser Art mit Asbest-Faserzement-Wellplatten gedeckt worden. Während in Deutschland seit 29 Jahren (1993) der Einsatz von Asbest aufgrund der krebserregenden Eigenschaften verboten ist, ist die Nutzung in Ghana (und vielen anderen Ländern) immer noch weit verbreitet – vor allem in Küstennähe, da Wellasbest korrosionsbeständig ist.

Der Einsatz von Asbest ist aber keinesfalls mit unseren Werten und Vorstellung von Nachhaltigkeit vereinbar. Als Alternative konnten wir mit einer Aluminium-Zink-Legierung beschichtete Dachbleche verwenden, die auch sehr korrosionsbeständig sind und nach ihrer Nutzungsdauer sicher entsorgt oder recycelt werden können.

Fertigstellung des Daches im April 2022

Nach der Deckung des Daches konnten wir den Unterstand wieder mittels unserer kleinen Solaranlage elektrifizieren. Nun können wir endlich unabhängig von der Regenzeit Tätigkeiten auf unserem Grundstück durchführen. Das sind zum einen die Produktion der Ziegelsteine, aber auch unsere Bildungstätigkeiten. Durch die große überdachte Fläche können nun sitzend bis zu 20 Personen gleichzeitig sonnen- und regengeschützt an Aktionen teilnehmen. An Tischen sitzend können bis zu zwölf Personen Platz finden.

In die Planung und Durchführung des Dachneubaus sind über 250 ehrenamtlich geleistete Arbeitsstunden geflossen. Außerdem konnten wir für die einzelnen Arbeitsschritte und Tätigkeiten einer Vielzahl von Menschen in unserer Region Arbeit geben.

Letztendlich stehen natürlich noch viele Arbeiten aus, um das Projekt zu komplettieren, z. B.

  • der Bau eines Wasserspeichers, um das durchs Dach eingesammelte Regenwasser zu nutzen
  • das Herstellen eines festen Fußbodens für den nun überdachten Bereich
  • der Kauf von weiteren Stühlen und Tischen für Workshops
  • der Kauf von Whiteboards, Tafeln, Stiften, Lernmaterialien etc.

Aber die Fertigstellung des Daches bringt uns in unserer Arbeit schon jetzt ein riesiges Stück voran. Vor allem wollen wir uns an dieser Stelle auch noch einmal bei der Firma dialog EDV Systementwicklung GmbH bedanken, die uns durch ihre Spende ermöglicht hat, das Dach in dieser Art und mit qualitativ hochwertigen und nachhaltigeren Materialien zu bauen, die immer etwas teurer als die konventionellen Baumaterialien sind. Herzlichen Dank zudem an alle Ehrenamtlichen, die an der Planung und Durchführung beteiligt waren!

Hier gibt es noch einen Bericht zum Bau der Schüttgutboxen, die genauso wie der Dachneubau Teil des großen Umbauprojektes sind.